Plutonium hat sich als alternative Pre-Workout-Booster-Formel über viele Jahre hinweg durchgesetzt. Gerade auf dem Sektor „Pre-Workout-Booster“ wurde der Markt mit Produkten von überall her überschwemmt und ebenso viele Produkte sind binnen kurzer Zeit wieder vom Markt verschwunden. Mit dem Hype des „Pre-Workout-Booster“ wurde eine Menge schnelles Geld verdient und die Szene hat es gefeiert.
Plutonium war schon immer ein etwas „anderer“ Pre-Workout-Booster, hauptsächlich, da neben funktionellen Pump- und Stim-Substraten zudem bereits Aminosäuren (BCAA) in die Formel mit aufgenommen wurden. Jetzt gibt es PLUTONIUM 3.0 und damit eine neue Idee eines vollumfängliches Pre-Workout-Supplements. Meine persönlichen Highlights möchte ich Euch heute vorstellen.
Highlight 1 – EAA anstelle von BCAA
Eine in meinen Augen längst überfällige Anpassung ist die Erweiterung der Aminosäurenformel in Plutonium 3.0 von BCAA auf alle für den Proteinstoffwechsel eines gesunden Erwachsenen relevanten essenziellen Aminosäuren. Die Tatsache, dass Plutonium in früheren Versionen mit der BCAA-Idee konzipiert wurde, kann man PEAK Performance Products nicht übelnehmen. Die gesamte Fitness-Industrie hat noch bis vor wenigen Jahren den BCAA-Hype gelebt. Heute hat man auf wundersame Weise gelernt, BCAA-Studien richtig zu lesen, auszuwerten und zu interpretieren und siehe da, viele der einst als Vorteil einer Verwendung von BCAA herausgestellten Effekte haben sich in Schall und Rauch aufgelöst.
Um nur einige wenige Auszüge zu nennen, zeigt die Meta-Analyse von Marcon und Zanella (1), dass:
- keine klaren Beweise vorliegen, die eine Verwendung isolierter BCAA für die Verwendung im Sport vorliegen.
- Leistungswerte, Kraftwerte und Muskelmasse durch eine BCAA-Supplementierung nicht beeinflusst werden.
- kontroverse Ergebnisse zur Beeinflussung von Blutmarkern in Hinblick auf Regeneration, Muskelschmerz und Muskelkater vorliegen
Eine BCAA-Verabreichung ist auch nicht in der Lage, Muskelmasse auf besondere Art und Weise im Rahmen einer Reduktionsdiät vor vermehrtem Abbau zu schützen. Ooi et al (2) raten stattdessen eher, die Gesamtproteinaufnahme in solchen Phasen entsprechend anzupassen. Auch auf den Ruheumsatz konnte kein BCAA-Effekt unter kalorienreduzierten Bedingungen festgestellt werden (3). Verglichen mit der alleinigen Verabreichung von Kohlenhydraten ließen sich bei Ferreira et al (4) keine Vorteile aus einer kombinierten Verabreichung von BCAA mit Kohlenhydraten in Hinblick auf einen Anstieg typischer Signalmarker der Proteinsynthese feststellen.
Die Einbindung einer gesamtheitlichen EAA-Matrix kann ich aus genannten Gründen nur begrüßen. Inzwischen sollte der belesene PEAK-Fan wissen, dass essenzielle Aminosäuren eigenständig in der Lage sind, den Proteinstoffwechsel zu bedienen, selbst wenn gleichzeitig keine nicht essenziellen Aminosäuren verabreicht werden (5,6). Letztlich ist es genau das, was man von Aminosäuren vor dem Training verabreicht haben möchte. Nicht mehr und nicht weniger!
Fazit
Der Schritt von BCAA auf EAA zu wechseln ist sehr begrüßenswert – DANKE PEAK!
Highlight 2 – Plutonium 3.0 ab sofort mit Kohlenhydraten
Plutonium war bis dato ein kohlenhydratfreies Pre-Workout-Supplement. Das ändert sich nun. Pro Portion liefert Plutonium 3.0 ab sofort 15,8 g Kohlenhydrate bestehend aus Maltodextrin (5,8 g) und zyklischem Dextrin (10 g). Bei einer gesamten Portionsmenge von 15,8 g hätte man aus funktioneller Sicht auch mit „Malto-Only“ arbeiten können, aber ich verstehe einen gewissen „Marketing-Effekt“ in der Verwendung einer solchen Kombination.
Die Frage, die sich stellt, ist die, ob man als Trainierender davon profitiert, vor dem Training gezielt mit Kohlenhydraten zu arbeiten. Eine Meta-Analyse von King et al (7) hat sich dieser Fragestellung angenommen und hierzu 21 Studien analysiert.
Wie sich zeigte, kann eine gezielte Verabreichung von Kohlenhydraten vor oder zum Training insbesondere von Vorteil sein, wenn:
- das Training länger als 45 Minuten dauert.
- das Training nach einer Fastenphase von 8 oder mehr Stunden abgehalten wird.
- ein großer Anteil an Trainingssätzen bis zum Muskelversagen ausgeführt wird.
Wenn dies der Fall ist, so die Autoren, ist es möglich ein höheres Trainingsvolumen abzurufen. Dies wiederum kann weiterführend stärkere Adaptionen bei Kraftwerten und Muskelaufbau begünstigen. Die Menge verabreichter Kohlenhydrate hatte nur eine sekundäre Bedeutung. Es kam zu vergleichbaren Ergebnissen mit 0,4 g pro kg Körpergewicht oder aber 2,4 g pro kg Körpergewicht. Natürlich ist es weiterführend von Bedeutung für das Ausmaß eines Effekts, wie die Gesamtversorgung mit Kohlenhydraten ausfällt, welcher energetische Versorgungsstatus vorliegt usw. In Summe kann man diese nicht übertrieben hoch angesetzte Menge an Kohlenhydraten in einem Pre-Workout-Supplement durchaus befürworten.
Fazit
15,8 g Kohlenhydrate im neuen Plutonium 3.0 – Für mich ein klares PRO Argument!
Highlight 3 – Neue spannende Inhaltstoffe
Arginin, Citrullin und bedingt Beta-Alanin haben in einem Pre-Workout-Booster ebenso eine Berechtigung wie stimulierende Substanzen (Koffein, Synephrin) oder Nootropika wie Ginseng oder Rhodiola Rosea, aber vom Hocker haut man damit niemanden mehr, weshalb man sich als Hersteller eines innovativen Produkts schon etwas mehr einfallen lassen muss.
Plutonium 3.0 wurde aus diesem Grund gleich um drei als eigenständige Marke eingetragene Substanzen erweitert:
OXYSTORM®
enXtra™
AstraGin®
OXYSTORM®
Oxystorm® bedient den Ast von Nitraten und ist als solches der erste Nitrat-Extrakt, der aus Amaranth gewonnen wird. Der auch als roter Spinat bekannte Extrakt gilt als eine der reichhaltigsten Nitratquellen mit 9 % Nitrat. Zum Vergleich weiß man von Rote Bete Extrakt um einen Nitrat Gehalt von unter 2 %. Amaranth erscheint auch deshalb interessant, da es (anders als Rote Bete Extrakt) frei vom Antinährstoff Oxalat ist. Was man mit der Einnahme von Nitraten erreichen möchte, ist eine Anhebung des Plasma-Nitrat-Gehalts, von NO (Stickstoffmonoxyd) und hierüber weiterführend einen Anstieg der körperlichen Leistungsfähigkeit. Bei Haun et al (8) ließ sich mit Verabreichung von Oxystorm eine Erhöhung der Nox Konzentration mit einem Peak nach 1,5 Stunden erreichen. Es kam weiter zu einem erhöhten Blutfluss, einer erhöhten Vasodilatation bedingt über die Umwandlung von Nitrat zu NO, sowie zu einer prozentualen Erhöhung der VO2Max als Marker der Ausdauerleistungsfähigkeit um etwa 6 %.
Speziell für den Bereich Kraftsport und Muskelaufbau sind mir keine spezifischen Studien zu Oxystorm® bekannt. Für Nitrat in seiner Gesamtheit lässt sich die Studienbasis als uneinheitlich beschreiben. Tan et al (9) weisen in Verbindung mit Krafttraining das Potenzial für mehr abgeleistete Wiederholungen beim Bankdrücken, nicht aber bei Kniebeugen nach. Juan et al (10) halten als Ergebnis der begrenzt vorhandenen Literatur eine akute Supplementierung mit Nitrat für potenziell wirksam, um die Leistung im Krafttraining zu verbessern. Es bleibt abzuwarten, welche neue Studienergebnisse in Zukunft hierzu erscheinen. Nitrat zählt in jedem Fall zu den spannenderen Substanzen für einen spezifischen Einsatz vor dem Training.
enXtra™
Die nächste neue Zutat in Plutonium 3.0 ist Alpinia galanga alias enXtra™ aus der Familie der Ingwergewächse. Der standardisierte Extrakt soll in der Lage sein, die mentale Wachsamkeit und Aufmerksamkeit allein und in Verbindung mit der Verabreichung von Koffein zu verbessern und zu verlängern. In einer randomisierten, Placebo kontrollierten Studie von Srivastava et al ist dies auch gelungen, was für eine sich gegenseitig ergänzende Wirkung in einem Pre-Workout-Supplement sprechen kann (11). Wie sich enXtra™ in Verbindung mit anderen in Plutonium 3.0 enthaltenen Stimulanzien oder Nootropika verhält, ist derzeit noch nicht untersucht. Weitere Studien, die vorerst aber nur im Tiermodell durchgeführt wurden, unterstellen enXtra potenziell neuroprotektive Effekte (12, 13).
Eine Studie (14), die zur Sicherheit des Extrakts allein verabreicht und der Kombination mit Koffein durchgeführt wurde, berichtet binnen 12 Wochen der Einnahme von keinerlei negativen Veränderungen von Markern wie der Herzfrequenz oder dem Blutdruck. Verwendet wurden Dosierungen von 300 mg enXtra mit 200 mg Koffein oder aber 300 mg enXtra™ ohne Kombination. Eine toxokologische Bestimmung ADI als Wert für die unbedenkliche Aufnahme über Dauer wurde für den Menschen auf 1800 mg pro Tag festgelegt (15).
AstraGin®
Bei AstraGin® handelt es sich um eine patentierte Substanz, bestehend aus hoch gereinigten Extrakten aus Panax notoginseng und Astragalus membranaceus. Von ihr gehen keine eigenständigen Effekte auf die Performance aus. Vielmehr soll die Zutat neben eingebrachtem Schwarzpfeffer-Extrakt (Piperin) dafür sorgen soll, dass sich die Bioverfügbarkeit einiger in Plutonium 3.0 enthaltener Substanzen nochmals verbessert.
Dem Produkt-Dossier des Herstellers (17) zur Folge können sich basierend auf 14 Studien an der Zellkultur und 8 Studien am lebenden Objekt diese Verbesserungen der Bioverfügbarkeit ergeben:
Basierend auf den 14 In-vitro- und 8 In-vivo-Studien zu AstraGin® zeigen 50 mg AstraGin®
- Erhöht die Steady-State-Absorptionsrate von Arginin, Citrullin, Agmatin ß-Alanin, Kreatin, Tryptophan und Peptiden um 66,7 %, 45 %, 36 %, 33 %, 53 % und 40 % (Abschnitt 6.4, 6.5, 6.6, 6.7, 6.8, 6.9)
- Erhöht die Aufnahme von Vitaminen wie Folsäure um 50 % (Abschnitt 6.10)
- Erhöht die Absorption von Glucosamin um 23 % (Abschnitt 6.11)
- Erhöht die Aufnahme von Omega-7-Fettsäuren (Palmitoleinsäure) um 39 % (Abschnitt 6.12)
- Erhöhung der Absorption von Curcumin um 92 % (Abschnitt 6.13)
- Erhöhung der ATP-Produktion in der Leber um 18 % (Abschnitt 6.14)
Soweit ich es entnehmen konnte, mangelt es derzeit noch an Belegen besagter und weiterer Effekte wie beispielsweise auf die Proteinsynthese, auf die Appetitregulation oder aber zur Förderung eines gesunden Verdauungstrakts am Menschen. Eine Human-Studie zur verbesserten Absorption von Arginin scheint derzeit zu laufen (18). Der Hersteller empfiehlt für bestmögliche Effekte eine Dosierung von 50 mg. Die EFSA sieht Sicherheit für eine tägliche Anwendungsmenge von 35 mg als gegeben an (16).
Fazit
Drei interessante neue Wirkstoffe machen Plutoinium 3.0 durchaus zu einem innovativen Produkt.
Mein Resümee
Wenn es eine neue Version eines Produkts gibt, sollte die Neuerung tatsächlich Neuerungen parat haben und nicht lediglich aus einem Hin und Her einiger Mengen bestimmter Inhaltstoffe bestehen.
Im Plutonium Remake wurde einiges aus meiner Sicht zum Positiven verbessert und es zeigt sich ein durchaus innovativer Charakter. Ich werde es auf jeden Fall selbst testen.
Sportliche Grüße
Holger Gugg
Quellen
(1) https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0765159721002008?via%3Dihub
(2) https://academic.oup.com/jn/article/151/4/911/6127616
(3) https://www.mdpi.com/2072-6643/13/12/4245
(4) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24655485/
(5) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12885705/
(6) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10198297/
(7) https://link.springer.com/article/10.1007/s40279-022-01716-w
(8) https://link.springer.com/article/10.1007/s00421-016-3478-8
(9) https://www.mdpi.com/2072-6643/14/18/3703
(10) https://www.mdpi.com/2072-6643/12/8/2227
(11) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28910196/
(12) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21911048/
(13) https://europepmc.org/article/med/21911048
(14) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32412358/
(15) https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/jcim-2021-0526/html
(16) https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.2903/j.efsa.2020.6099
(17) https://online.fliphtml5.com/qqnhb/zbhh/
(18) https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT05024123