Liebe BLOG-Leserinnen und Leser, Liebe PEAK-Kundinnen und Kunden,
jeder, der mich und meine Arbeit verfolgt, der weiß, dass ich mich gerne und häufig mit dem Thema Protein beschäftige. Naheliegend, da dieser Makronährstoff für alle Sportlerinnen und Sportler von immenser Bedeutung ist. Die richtige Aufnahme entscheidet über Proteinbildung oder Proteinabbau im Rahmen des täglich und fortwährend laufenden Protein-Turnovers.
Wer meine Arbeit verfolgt, der weiß auch, dass in meinem Ernährungskonzept HBN (Human Based Nutrition) erstmalig das Thema Insulin-Index und in diesem Zuge die hinreichende aber auch stark unterschiedliche Auswirkung von Proteinträgern auf den Insulinspiegel zur Sprache kommt. Da das Insulinaufkommen eigentlich Teil des Glukosestoffwechsels ist, habe ich für den heutigen Artikel einige weiterführende Studien zusammengefasst, die sich allesamt mit einer Beeinflussung von Protein auf den Glukosestoffwechsel befassen, um letztlich eine konkrete Empfehlung zum Umgang mit Proteinträgern auszusprechen.
Viel Spaß!
So beeinflusst High-Protein den Zuckerstoffwechsel
Schon 1970 zeigen Blazquez et al (1), dass High Protein-Diäten im Tierversuch in der Lage sind, Plasmaglukose und Insulinkonzentrationen anzuheben. Schon damals wies man eine reduzierte Insulinsensibilität explizit in den Fettzellen nach. Leider fehlen hier die Daten zum verwendeten Protein und auch zur verabreichten Menge (menschliches Äquivalent).
Nach Linn (2000) wirken sich High-Protein-Diäten (hier 1,87g pro kg/kg) gegenüber einer Vergleichsgruppe mit 0,74g Protein pro kg/kg an Gesunden auf die Bildung von Insulin und Glukagon (+34%) aus. Ebenfalls zu beobachten ist ein starker Anstieg der Glukoneogenese. (2)
Trembley stellt fest, dass proteinvermittelt der Glukosestoffwechsel dahingehend verändert wird, dass es zu einer reduzierten Insulinsensibilität kommt. Auslöser ist der von Sportlern oftmals gehypte mTOR-Signalweg, der hierzu einen bestimmten Rückkopplungsmechanismus beeinflusst. (3)
Interessanterweise fiel die Beeinflussung des Glukosestoffwechsels in einer weiteren Untersuchung bei Diabetikern weniger stark aus. Die Forscher verabreichten dieses Mal Rindfleisch! Warren zeigte in einer Folgestudie dann jedoch nochmals wie unterschiedlich die Blutzuckerreaktion auf ein High-Protein-Meal bei Diabetikern oder gesunden Personen ausfällt. (4) Stärkere Anstiege bei Diabetikern über 180 Minuten nach der Aufnahme stehen (wieder bei Rindfleisch) im Gegensatz zu einer eher schwachen Auswirkung beim Gesunden. (5) - Ein Zeichen für eine unterschiedlich starke Glukoneogenese!
Calbet zeigt an gesunden Probanden 2002 die unterschiedliche Auswirkung mehrerer Proteinarten (Whey-Hydrolisat, Erbsenprotein-Hydrolisat oder Milchprotein) verglichen mit Glucose in Dosen von je 25g. In allen Gruppen stieg der Glukosespiegel an (am stärksten bei verabreichter Glukose), das Glukagonaufkommen war jedoch bei Erbsen und Wheyproteinhydrolisat wesentlich stärker ausgeprägt. (6) Es resultiert neben der besonders schnellen Aufnahme aus einem Kompensationsmechanismus ansteigender Insulinkonzentrationen wie sie bei unterschiedlichen Proteinarten unterschiedlich stark ausfallen… besonders stark bei Wheyprotein!
Fazit
Hohe Proteinmengen beeinflussen den Zuckerstoffwechsel in Abhängigkeit:
- von der Art des gewählten Proteins (Insulin-Index und Aufnahmegeschwindigkeit)
- vom gesundheitlichen Status (bestehender Diabetes oder nicht)
Welche Erkenntnisse ergeben sich für die Praxis?
Wer stetig hohe Mengen stark insulinogener Aminosäuren und insbesondere Wheyprotein zu sich nimmt, übt damit mitunter einen negativen Einfluss auf die Insulinsensibilität aus.
Wichtig für Diabetiker
Während sich gesunde Personen zumindest keine größeren Sorgen um eine verstärkte Glukoneogenese dank High-Protein machen müssen, schlägt sich dies womöglich bei Diabetikern stärker nieder.
Ich kann nur jeden dazu aufrufen, sich mit dem Thema Insulin-Index bei Protein zu befassen. In diesem Zuge gilt es klarzustellen, dass der dauerhafte Gebrauch von Wheyprotein bei aller schon 1000x herausgestellter anaboler Signalgebung und kurzfristig starker Sättigung langfristig NICHT die beste Variante darstellt, um sich mit Protein zu versorgen. Nutzt es gezielt, wenn all die damit verbundenen Effekte gewünscht sind und dann am besten noch mit Kohlenhydraten - NACH DEM TRAINING. Setzt ansonsten auf andere Proteinträger, die sich weniger stark in den Glukosestoffwechsel einschalten -- ergo:
- Weniger Tempo bei der Aufnahmegeschwindigkeit
- Niedriger Insulin-Index
Wer generelle Probleme mit High-Protein hat, sollte über den Einsatz von EAAs nachdenken!
Sportlicher Gruß
Euer
Holger Gugg
www.body-coaches.de
Lest auch...
- Insulin-Index – Die übersehene Größe in der Sporternährung
- Wheyprotein - Bricht dem Proteinkönig ein Zacken aus der Krone? - Teil 1
- Wheyprotein – Bricht dem Proteinkönig ein Zacken aus der Krone? – Teil 2
Quellen
(1) http://joe.endocrinology-journals.org/content/46/4/445.short
(2) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11079744
(3) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17666010
(4) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11238483
(5) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/947963
(6) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12163658
Bildquelle: © blackday/Fotolia.com