Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kundinnen und Kunden von Peak Performance Products,
Wettkampf-Bodybuilding ist eine großartige Sache. Zu keiner Zeit werdet Ihr Euch und Euren Körper derart fordern und damit gleichzeitig kennenlernen! Unabhängig von Platzierungen, Pokalen und tollen Form-Pics im Social-Media, sind es wichtige Erfahrungswerte, die Euch keiner mehr nehmen kann. Sie werden Euch auf Eurem weiteren Lebensweg eine große Hilfe sein, auch außerhalb des Sports. Neben all den tollen Geschehnissen treten, im Zuge zu drastischer oder falscher Maßnahmen, hier und da auch immer wieder negative Erlebnisse auf. Der Kampf, den man mit sich selbst führt, kann zur Krankheit werden, mündend in Essstörungen, Verhaltensänderungen und Ausuferungen der Körperdimension im Anschluss, oder nach einer abgebrochenen Vorbereitung. Coaches, Betreuer, Gurus, Wettkampfrichter und sogar Mitglieder von Verbandsvorstandschaften stellen sich im Zuge einer wachsenden Bewegung als helfende Hand zur Verfügung und sollen mit deren Sachverstand und eigenen Erfahrungen dafür sorgen, dass die Vorbereitung ihrer Schützlinge vorbildlich und ohne Ausuferungen verläuft, im besten Falle mit dem Abschluss einer guten Platzierung auf den Wettkämpfen. Ein diskussionswürdiger Zustand, da sich hierzulande zwar jeder „Coach“ nennen darf, bei weitem aber nicht alle Attribute mitbringt, die ihn zu einem solchen machen. Aus diesem Grund gibt es Beiträge zu diesem Thema, wie beispielsweise einige Gedanken von mir zu einer erfolgeichen Wettkampfdiät:
- https://www.peak.ag/de/classic/peak-blog/einige-gedanken-zu-deiner-wettkampfdiaet-teil-1
- https://www.peak.ag/de/classic/peak-blog/einige-gedanken-zu-deiner-wettkampfdiaet-teil-2
- https://www.peak.ag/de/classic/peak-blog/einige-gedanken-zu-deiner-wettkampfdiaet-teil-3
Der heutige Blog richtet sich speziell an die Athletinnen unter Euch
Ich möchte damit allen die Chance geben, in deutscher Sprache und ohne selbst Stunden lang Studien wälzen zu müssen, den eigenen Horizont zu erweitern. „Es ist immer gut zu wissen, warum man tut, was man tut“ – ich denke hier würdet ihr mir zustimmen, darum fühlt Euch eingeladen Euren Wissensschatz mit meinem neuen Beitrag zu erweitern, der jetzt in die erste Runde geht.
Viel Spaß!
The Biggest Loser = The Biggest Re-Gainer
Wenn es um das Thema "abnehmen" geht, dürfen ein paar einleitende Worte zu „The Biggest Loser“ nicht fehlen. Das erfolgreichste TV-Abnehm-Format bedient sich gerade in den USA oftmals extremer Maßnahmen, um seine Teilnehmer binnen 30 Wochen zu maximalen Ergebnissen zu trimmen. Ziel der Show ist es, möglichst viel Gewicht zu verlieren. Dass dies bei den stark Übergewichtigen zunächst funktioniert, zeigt beigefügte Darstellung.
Binnen 30 Wochen wurden durchschnittlich 58,3kg abgenommen um dann im weiteren Verlauf der folgenden 6 Jahre wieder 41 Kilo zuzunehmen! Der Körperfettgehalt sank von durchschnittlich 49,5 auf immer noch viel zu hohe 28,1% um dann binnen 6 Wochen wieder beinahe auf den Ursprungswert von 43,8% anzusteigen. In Zahlen ausgedrückt reduzierte sich die Fettmasse von durchschnittlich 73,4 zunächst auf 26,2kg und stieg dann wieder auf 61,4kg an.
** entnommen aus: „Persistent metabolic adaptation 6 years after “The Biggest Loser” competition”
Wie kann das sein?
Sehen wir noch ein wenig weiter in den interessanten Verlauf. Binnen 30 Wochen nahmen die Probanden auch durchschnittlich 11,1kg Muskelmasse ab und dann binnen 6 Jahren wieder 5,8kg zu. 5,3kg haben sich im Durschnitt dauerhaft verabschiedet. Mitunter darum ist natürlich auch der RMR (Grundumsatz) drastisch gesunken: Binnen 30 Wochen sank er mit durchschnittlich 611 gemessenen Kalorien täglich wesentlich weiter, als vermutet. Etwas Gutes hatte "The Biggest Loser" – die Probanden erhöhten nachhaltig und dauerhaft ihr Aktivitätslevel! Umso trauriger, dass dennoch der TEE (Gesamtenergieverbrauch) 6 Jahre nach der TV-Staffel immernoch durchschnittlich 375 Kalorien/Tag unter dem Wert lag, der zu Beginn der Abnehm-Phase, mit weit weniger körperlicher Aktivität, gemessen wurde (1). Von metabolischen Anpassungen war umso stärker die Rede, je mehr die Probanden im Laufe der 30 Wochen abgenommen hatten. Die Forscher besagter Studie sehen die Ergebnisse trotz allem als positiv an. Würde man die Probanden nach ihrer ganz ehrlichen Meinung fragen, ob sie 6 Jahre später all das als „Erfolg“ ansehen … was denkt Ihr, würden sie antworten?
Fazit
„The Biggest Loser“ ist ein klassisches Beispiel der "Standart-Diäten“, wie Sie hierzulande jedes Jahr von tausenden unzufriedenen Bürgern, in etwas kleinerem Ausmaß aber mit ähnlichem Verlauf, abgehalten werden. Vielleicht besteht dieses Format genau deshalb schon seit etlichen Jahren. Jeder möchte binnen kurzer Zeit enorm viel abnehmen, macht sich aber keine Gedanken über die Zeit „danach“, wenn es darum geht, Erfolge zu halten und neue Ernährungs- und Verhaltensformen zu festigen. Bei „The Biggest Loser“ hat dies nur teilweise funktioniert, wie sich zeigt. Durchschnittlich rutschten alle Probanden nach der Zeit im Camp (zumindest bewertet via BMI) wieder in die Adipositas ab!
Bezug zur Sportler-Szene?
Das „The Biggest Loser“- Beispiel zeigt wunderschön, wie nachhaltig falsche und/oder zu drastische Diätmaßnahmen nicht über Wochen und Monate, sondern sogar über Jahre hinweg noch einen negativen Einfluss nehmen können. Heute soll es nicht um den Weg aus der Adipositas gehen, der Rahmen ist dennoch ein ähnlicher:
? Ein Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten (je nach Ausgangsform)
? Eine Gewichtsabnahme zwischen 15% und 40%
? Mehr oder weniger drastische Maßnahmen
Auserkorenes Ziel dieser Maßnahmen ist dieses Mal kein besserer oder normaler Körperfettgehalt, sondern eine Prozentzahl, die unser Körper bereits als lebensbedrohlich ansieht. Zeitgleich soll Muskelmasse nach Möglichkeit vollständig erhalten werden... Na, worum geht es?
GANZ GENAU: Die Rede ist vom Wettkampf-Bodybuilding. Dabei geht es heute ganz spezifisch um die Vorbereitung von Frauen. Wenngleich seit jeher auch Frauen sich im sportlich-muskulösen Wettstreit mit Konkurrentinnen messen, fehlen explizit für diese Zielgruppe bis dato ausführliche Ergebnisse aus Langzeitstudien – EINE WISSENSLÜCKE – zu der es anzuregen gilt, dass diese durch die Ergebnisse aus Untersuchungen mit krankhaft übergewichtigen Personen (wie im obigen Beispiel), nicht zu schließen ist.
Fazit
Die größten Unterschiede zwischen stark Übergewichtigen und Wettkampfathletinnen liegen im Ausgangszustand und dem auserkorenen Ziel. Ergebnisse aus Studien mit erst genannten sind aus diesen Grund nur bedingt auf die Zielgruppe sportlich aktiver Frauen im Wettkampfmodus übertragbar.
Was man bisher weiß
Aus Untersuchungen an Frauen, mit bestehender Essstörung und länger andauernder Unterernährung, weiß man
? um einen Verlust an Fett- aber auch fettfreier Masse (2)
? um eine verringerte Knochenmineraldichte (2)
? um weitere nachhaltige physiologische, aber auch psychische Veränderungen (2)
Nicht bekannt ist bis dato, wie gut sich ursprünglich normalgewichtige Frauen von einer Wettkampfvorbereitung erholen und welchen Zeitraum dies in Anspruch nimmt. Im Wettkampfbodybuilding trifft ein straffes Diätprotokoll auf ein hohes Ausmaß an Training. Priorisierte Zielsetzung ist, wie bereits erwähnt, die Minimierung des Körperfettgehalts bei gleichzeitigem Muskelerhalt. Hierfür werden auf nutritiver Seite für gewöhnlich Fett- und/oder Kohlenhydratkalorien stark reduziert, während in den allermeisten Fällen die Proteinaufnahme auf einem hohen Level bleibt (3,4). Nach einer Vorbereitung werden, mit Abschluss der Wettkampfsaison, die Kalorien dann wieder erhöht. Teilweise findet dies bewusst und geplant, in vielen Fällen aber auch unbewusst und unkontrolliert statt. Der typische Verlauf einer Wettkampfvorbereitung ist etwas, dass die Zielsetzung von Athletinnen neben bereits genannten Punkten nochmals klar von denen Abnehmwilligen unterscheidet. Letztgenannten geht es darum, Gewicht zu verlieren und diesen Zustand nach Möglichkeit dauerhaft zu erhalten, während Wettkampf-Athletinnen für einen Tag X abnehmen, um danach wieder zurück in die Ausgangsform zu kommen. Leider wurden bisherige Studien mit Wettkampfathleten entweder vorwiegend mit männlichen Athleten durchgeführt (5, 6,7), oder befassten sich lediglich mit Veränderungen der Körperzusammensetzung, der Kraftwerte (8,9,10) oder psychischer Aspekte (11) bei Teilnehmern, weshalb die weibliche Szene darauf wartet, endlich ein neues, erweitertes Ergebnis in Händen zu halten.
Fazit
Den Informationsschatz zu den Veränderungen, die sich im Rahmen von Wettkampfvorbereitungen bei Frauen ergeben, muss man derzeit noch als stark lückenhaft bezeichnen.
Resümee
Abnehmen ist Trend – fit sein auch. Und das ist gut so! Leider zeigen Studien, wie die heute Vorgestellte, aus dem Lager von „The Biggest Loser“, dass man sich bei der Auswahl der Methodik hierzu ordentlich vertun kann. Als aktive Athletin mit Wettkampfambition hat man es nicht gerade einfach, sich fundiert und hinreichend zu informieren. Der Wissensschatz ist beschränkt und lückenhaft. Jetzt gibt es eine Studie „mit Athletinnen – für Athletinnen“ die dies ändern soll. Hulmi und Kollegen begleiteten mehrere Athletinnen über die komplette Dauer der Vorbereitung und (ganz wichtig) auch über eine ebensolange Phase danach und liefern allen Athletinnen damit sehr interessante neue Informationen, die ich Euch im zweiten Teil meines Beitrags vorstellen möchte.
STAY TUNED
Holger Gugg
www.body-coaches.de
Bildquelle
Fotolia.com/fotohansel
Quellen
(1)
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/oby.21538/full
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(3)
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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23412685
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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24901578
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https://jissn.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12970-015-0083-x
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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2770270
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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8035587
(10)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11360131
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http://journals.lww.com/nsca-jscr/Abstract/1993/08000/Changes_in_Psychological_State_and_Self_Reported.5.aspx
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http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fphys.2016.00689/full#B60
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http://jissn.biomedcentral.com/articles/10.1186/1550-2783-11-20
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https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23412685
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