Proteine im Breitensport – Stellungnahme der DGE
Beginnen wir mit der Stellungnahme der DGE zu unserem Thema. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung ist bekannt für extrem konservative Ansätze und empfiehlt bei einer normalen Mischkost für alle Erwachsenen eine tägliche Proteinzufuhr von 0,8g Protein pro Kilogramm Körpergewicht. In diesen 0,8g sind bereits Sicherheitszuschläge für eine unterschiedliche biologische Wertigkeit der Proteinträger und Unterschiede in der Bioverfügbarkeit berücksichtigt und auch Menschen mit großer Muskelmasse kommen mit dieser Menge problemlos zurecht. Da der Durchschnittsdeutsche etwa 1,2g Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nimmt, besteht also keinerlei Veranlassung, Protein auch noch zusätzlich über Nahrungsergänzungen aufzunehmen. Interessant ist die Berechnung des zusätzlich benötigten Proteins für mehr Muskelmasse. Der DGE zur Folge müssen für 2kg Muskelmasse 400g mehr in die Skelettmuskulatur eingebaut werden. Möchte man diese 2kg Muskelmasse in einem Jahr aufbauen, würde dies eine zusätzliche notwendige Proteinaufnahme von 1,1g, mit Sicherheitszuschlag von 2,2g pro Tag bedeuten.Zusätzlicher Proteinaufwand entsteht zudem, wenn Protein als Energiesubstrat zur Energiegewinnung herangezogen wird. Für einen Marathonlauf wird beispielsweise ein Verbrauch von 20g Aminosäuren veranschlagt.
Fazit
0,8g Protein pro Kilogramm Körpergewicht +/- ein paar Gramm für Eventualitäten wie Gluconeogenese und Co. So lautet das Resultat der DGE zum Thema Proteinbedarf auch für Sportler – Versorgung keinesfalls gefährdet!
UGB – 1,1g für Kraftsportler im Aufbau / 1,6g für Ausdauersportler.
- 1,1g pro Kg/Körpergewicht für Kraftsportler in der Aufbauphase
- 0,95g pro Kg/Körpergewicht für Kraftsportler in der Erhaltungsphase
- 1,6g pro kg/Körpergewicht für Ausdauersportler
Fazit
Ein Proteinbedarf von 0,8g pro Kilogramm Körpergewicht wird auch vom UGB als gesicherte Erkenntnis angesehen. Trotz Widerlegungen eines Mehrverbrauchs werden letztlich trotzdem höhere theoretische Empfehlungen ausgesprochen, die sich im Rahmen von 0,95-1,6g pro Kilogramm Körpergewicht bewegen.
"Resistance training reduces whole-body protein turnover and improves net protein retention in untrained young males" Für Untrainierte findet sich eine interessante Studie der Mc Master University. Die Forscher führten mit den Probanden ein Hypertrophie-spezifisches Krafttraining aus und erhoben in diesem Zusammenhang Veränderungen beim Proteinabbau, der Proteinsynthese und der NPB, der Nettoproteinbilanz, der trainierten Muskeln. Sie stellten erstaunlicherweise fest, dass sich durch das Training - unabhängig von der Ernährungssituation - trotz einer Verringerung der Proteinsynthese und des Proteinabbaus eine erhöhte Nettoproteinbilanz in Kombination mit einer erhöhten Stickstoffbilanz im Muskel ergab.Fazit
Die Forscher schlussfolgern, dass für Anfänger kein erhöhter Bedarf an Protein in Verbindung mit Krafttraining besteht.
International Consensus Conference – Update April 2012 Die Professoren Maughan und Burke befassen sich im Auftrag des IOC regelmäßig mit der richtigen Ernährung für Sportler, so auch im April 2012. Sie stellen fest, dass es durch Sport möglich ist, den Proteinturnover um bis zu 24 Stunden zu erhöhen, sprechen sich für Proteingaben in der Größenordnung von 20-30g pro Portion aus und legen den „daily intake“ für Kraft- und Ausdauersportler im Bereich von 1,2-1,6g pro Kilogramm Körpergewicht fest.Fazit
Das IOC sieht den Proteinbedarf für Sportler im Vergleich zu unsportlichen Personen erhöht und legt die notwendige Menge bei 1,2-1,6g pro Kilogramm Körpergewicht fest.
Stellungnahme der International Society of Sports Nutrition zum Thema Proteinbedarf
Fazit
Bis zu 2,0g Protein pro Kilogramm Körpergewicht gelten als sicher und vorteilhaft für Sportler.
Stellungnahme der American Dietetic Association, Dietitians of Canada and the American College of Sports Medicine zum Thema “Nutrition and athletic performance”
Eine weitere Stellungnahme stammt von oben genannten Institutionen und beruft sich bei deren Empfehlungen mitunter auf einen Review aus dem Journal of the International Society of Sports Nutrition aus 2006, in welchem es heißt, dass für eine ausgeglichene Stickstoffbilanz bei Sportlern Aufnahmemengen von 1,6-1,7g Protein pro Kilogramm Körpergewicht benötigt werden. Oben genannter Review befasste sich mit einigen weiteren Studien zum Thema Proteinbedarf, bei welchen folgende Ergebnisse festgestellt werden konnten:Fazit
Etliche Studien mit unterschiedlichsten Ergebnissen rechtfertigen in jedem Fall eine Proteinaufnahme von 1,6-1,7g Protein pro Kilogramm Körpergewicht.
Effect of a high protein meat diet on muscle and cognitive functions: a randomised controlled dietary intervention trial in healthy men
Interessant auch eine Studie der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism aus 2011, die sich mit dem Einfluss eines High-Protein-Intakes von 3g pro Kilogramm Körpergewicht im Vergleich zur Aufnahme von 1,5g pro Kilogramm Körpergewicht in Sachen kognitive Funktion, Lebensqualität und Proteinmetabolismus befasste. Während keinerlei negative Einflüsse mit einer Aufnahme von 3g Protein pro Kilogramm Körpergewicht beobachtet wurden, konnte sich die High-Protein-Gruppe in Sachen Reaktionszeit signifikant steigern! Die Forscher führen diese Auswirkung auf erhöhte Plasmamengen an BCAA und Phenylalanin zurück.Fazit
Keine Nachteile, dafür eine verbesserte Reaktionszeit mit 3g Protein pro Kilogramm Körpergewicht.
Increased protein intake reduces lean body mass loss during weight loss in athletes
Eine Thematik, die bis dato noch gar nicht zur Sprache kam, ist die Auswirkung einer erhöhten Proteinaufnahme im Rahmen einer hypokalorischen Ernährung auf die Körperzusammensetzung. Oben genannte Studie untersuchte zu diesem Zweck 20 junge, gesunde, trainierte Athleten, die im Rahmen einer hypokalorischen Ernährung (60% des ermittelten Kalorienbedarfs) einmal mit 1g Protein pro Kilogramm Körpergewicht oder mit 2,3g Protein pro Kilogramm Körpergewicht versorgt wurden. Im Ergebnis nahm die Low-Protein-Gruppe signifikant mehr fettfreie Körpermasse ab, als die High-Protein-Gruppe, während sich getestete Blutparameter, wie IGF-1, Testosteron, Wachstumshormon, Cortisol, Glukose und Triglyceride, nicht signifikant veränderten. Einzig konnte, wie zu erwarten, eine erhöhte Ausscheidung von Harnstoff in der High-Protein-Gruppe nachgewiesen werden.Fazit
Deutliche Vorteile für High-Protein-Diäten mit 2,3g Protein pro Kilogramm Körpergewicht zum Erhalt von Muskelmasse im Rahmen einer Reduktionsdiät bei Athleten.
High protein intake sustains weight maintenance after body weight loss in humans
Abschließend gehen wir noch einen Schritt weiter und befassen uns mit einer Studie, dessen Aufgabenstellung es war, herauszufinden, inwieweit mehr Protein nach erfolgter Reduktionsdiät hilft, dass erreichte Körpergewicht zu halten. Zu diesem Zweck wurden 148 männliche und weibliche Probanden nach einer erfolgten stark hypokalorischen Diät und entsprechenden Erfolgen in Sachen Gewichtsreduzierung für weitere drei Monate beobachtet. Wenngleich hier keine „Gramm pro Kilogramm Körpergewicht“ Angaben gemacht wurden, führte eine um 20% erhöhte Proteinzufuhr zu einer um 50% reduzierten Gewichtszunahme oder anders ausgedrückt, zu einer 50% besseren Erfolgsquote in Sachen Gewichtserhalt.Fazit
Mehr Protein nach einer Reduktionsdiät erhöht die Chance auf Erhalt des Diäterfolgs.